Alle drei Jahre gestalten die Schülerinnen und Schüler die Fensterfront des Schulgebäudes. Diese erstrahlt dann jeden Abend im Dezember in bunten Farben. Am Dienstag ist es wieder soweit. Im Vorfeld erzählt die künstlerische Leiterin Franziska Stucki von den Hintergründen, währenddessen berichten fünf Schülerinnen und Schüler der 7d aus einem internen Blickwinkel.

Dieses Jahr begann die Adventszeit mit nebelverhangenen, kalten Tagen und langen, noch kälteren Nächten. In dieser düsteren Zeit ist Licht ein allgegenwärtiges Thema: Fenster, Balkone, ganze Häuser und Strassen werden mit Lichterketten behangen, wöchentlich werden die Advents-Kerzen angezündet und spätestens am 1. Dezember wandern die Gedanken von Weihnachtsfans zu der meist glänzenden und funkelnden Weihnachtsbaum-Dekoration.

Derselbe Tag ist in diesem Jahr zudem noch der Startschuss für ein anderes lichtbasiertes Event. Ab Dienstag brennen jeden Dezemberabend von X bis X Uhr die Lichter der OS Länggasse in Thun und erhellen so von innen die Fenster der Schule. Dadurch werden die Fensterbilder sichtbar, die die rund 240 Schülerinnen und Schüler extra für diesen Anlass gefertigt haben.

Alle drei Jahre führt die Thuner Oberstufe das Projekt «Winterfenster» durch. Dank des Drei-Jahres-Zyklus bekommt jeder Schüler und jede Schülerin der OS die Gelegenheit, am Projekt mitzuwirken. Vergangene Woche war es wieder so weit: Drei Tage lang, von Mittwoch bis Freitag, war die gesamte Schule mit dem Projekt beschäftigt.

Während der Lehrkörper sich vor allem mit der Aufsicht befasste, leisteten die Schülerinnen und Schüler den Grossteil der Arbeit. Drei Tage lang breiteten sie sich auf den Fussböden der Klassenzimmer sowie Fluren aus, schnitten, zerknüllten sowie klebten Papier und fertigten so am Ende 135 bunte sowie weniger bunte Papierbahnen, die anschliessend an die Fenster der Schule geklebt wurden und so ein Gesamtbild ergaben.
Für die Schülerinnen und Schüler sind die Projekttage eine willkommene Abwechslung: «Mir gefällt besonders gut, dass man verschiedene Sachen ausprobieren kann, etwa mit einem schwarzen Hintergrund und darüber mit verschiedenen Farben zu arbeiten», sagt etwa Andrin. Elin, Lia und Hannalena mögen besonders, dass sie in dieser Zeit selbstständig kreativ sein können.

Wodurch aber laut Amelie bei rund 250 Mitwirkenden ein hohes Komplikationspotenzial bestehe: «Das Schwierigste war sicher, so mit allen zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren, dass am Ende trotz unserer Freiheiten ein einheitliches Bild entsteht.»

Geplant wurde das Projekt von Franziska Stucki. Dies ist bereits das vierte Mal, dass die Lehrerin für Gestalten die künstlerische Leitung des Winterfensters übernommen hat. «Die gesamte Planung von Themenwahl über Motivsuche bis hin zum Kauf der benötigten Utensilien dauert jedes Mal in etwa ein Jahr», sagt Stucki.

Das Thema in diesem Jahr sei «Nordwärts» – daher sei sie im Februar in den Norden gereist. «Zurück kam ich mit mehreren Hundert Fotos und einem Kopf voller Ideen, wie ich die gewonnen Eindrücke bestmöglich auf unserer Fensterfront umsetzen kann.»

So entstand ein virtuelles Modell der Front mit den geplanten Motiven, mithilfe dessen die Schülerinnen und Schüler arbeiteten. «Jede Klasse erhielt einen anderen Teil des Gesamtbildes zur Umsetzung», so Stucki. In dieser seien die Künstlerinnen und Künstler relativ frei gewesen, etwa hätten sie die Ausarbeitung der Motive bestimmen dürfen. «Beispielsweise hatte ich den Frozen-Schneemann Olaf in meinem Modell nicht vorgesehen, er hat jetzt aber doch einen Platz im Bild gefunden.»

Das Projekt gibt es bereits seit 1999. «Damals haben wir uns gefragt, wie wir in diese sehr lange Schulperiode Ende Jahr ein Gesamtwerk für die Schule einarbeiten können, welches aber gleichzeitig auch ein positives Bild nach aussen trägt», so Stucki. Dieser Gedanke sei geblieben.
