Gina Krückl

Reporterin

Freiwillige pflegen den Schutzwald

Zwei Wochen kümmern sich 40 Helfer um die Wälder in der kleinen Gemeinde im Obersimmental. Dabei bauen sie im Rahmen des Bergwaldprojekts Wege, verbauen Bäche und pflegen Weiden sowie Wasserläufe.

Auf der Rüwlisalp arbeiten die Freiwilligen am steilen Hang.

St. Stephan ist eine kleine Gemeinde im Obersimmental. Einen Dorfkern gibt es nicht, dafür mehrere kleine Weiler an steilen Hängen, die mit einem Mosaik aus Wiesen, Weiden, Alpweiden und Wald bedeckt sind. Um eben jene Landschaft kümmert sich seit 2005 das Bergwaldprojekt. So auch in diesem Jahr.

Roman Hüppi hilft seit rund fünf Jahren beim Bergwaldprojekt mit.

Vom 4. bis zum 17. Oktober arbeiten 40 Freiwillige in Zusammenarbeit mit Projektleitern und lokalen Bauern, Bäuertgemeinden, Alpkorporationen und Gemeinde an der Offenthaltung der landwirtschaftlichen Nutzfläche sowie der Schutzwaldpflege. In einem je einwöchigen Einsatz werden so an mehreren Standorten Wege gebaut, Bäche verbaut und Weiden sowie Wasserläufe gepflegt. Und das bei jedem Wetter.

Auf der Alp arbeiten Bauern der Alpkorporation und Freiwillige Hand in Hand.

Am Mittwoch haben die Arbeitenden Glück: Trotz einer nicht allzu optimistischen Wettervorhersage bleibt es trocken und die wärmenden Strahlen der Sonne werden nur hin und wieder von einzelnen Wolkengeschwadern verdeckt. Dennoch ist der Boden der Rüwlisalp auf 1800 Metern über dem Meer mehr oder weniger schneebedeckt. Die Kälte sieht man den Arbeitenden an: Trotz der schweren Arbeit sind die meisten mit dicken Fleecejacken, Mützen und Handschuhen unterwegs. Letztere dienen zusätzlich auch dem Schutz.

Roman Hüppi hilft seit rund fünf Jahren beim Bergwaldprojekt mit.

An diesem Tag ist Roden angesagt: Mit Motorsägen fällen die Arbeiter der Alpkorporation die jungen Erlen, während die Freiwilligen die Bäume zerteilen und die Äste auf grossen Haufen sammeln. «Gewisse Teilnehmer/Leute sind überrascht, wenn sie hören, dass wir Bäume fällen», sagt Roman Hüppi, Projektleiter vom Bergwaldprojekt in St. Stephan. Es passe nicht mit ihrem Bild eines Walderhaltungsprogramms zusammen. «Durch das Bäumefällen versuchen wir das Einwachsen der Weideflächen zu verhindern, womit ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere erhalten wird – was auch mit Hinblick auf die Biodiversität elementar ist.» Zudem müsse man in Wäldern einen Teil der jungen Bäume fällen, damit der Rest widerstandsfähiger wird.» Dies sei insbesondere mit Hinsicht auf mögliche Störungen wie Stürme, Schädlingsbefall und dem Klimawandel wichtig.

Die Suppe wird von der Lagerköchin vorgekocht und auf der Alp von Gruppenleiter Elia auf dem Feuer erwärmt.

Suppe vom Feuer

Pünktlich um 12 Uhr ruft Gruppenleiter Elia zum Mittagessen. Es gibt eine Gerstensuppe und Brot mit Salsiz und Käse. Gut eine halbe Stunde ruht sich die Gruppe aus, dann geht es weiter den Berg hinauf zu einer neuen Gruppe von Bäumen. «Eine Beförderung für die Freiwilligen» scherzen die Bauern der Alpkorporation. Trotz der harten Arbeit ist die Stimmung gut. Oder vielleicht genau deswegen – die meisten der Freiwilligen arbeiten sonst indoors, etwa an der Rezeption einer Jugendherberge oder auf der Intensivstation eines Spitals. Hier auf der Alp an der frischen Luft gemeinsam an einem Projekt mitzuwirken verbindet. Dementsprechend gut ist die Stimmung: Auch während der Arbeit wird gewitzelt und geneckt. Das ist auch gut so, denn am Abend geht es wieder zurück ins Ferienhaus Alpina in Matten. In den dortigen Massenschlägen wäre das aus dem Weg gehen schwierig.

Zum Mittagessen sitzen alle gemütlich beieinander.

Dennoch ist aufgrund der Corona-Epidemie ein gewisser Abstand erforderlich. Auf der Alp sei der Sicherheitsabstand kein Problem. «Wo wir aber Gruppen externen Menschen nahe kommen, wie etwa im Auto, tragen wir Masken.» Zudem führen sie eine Liste der Teilnehmenden sowie aller Beteiligten. Von den Schutzmassnahmen lässt sich hier niemand den Spass verderben. «Wir versuchen den Freiwilligen mit verschiedenen Aufgaben an immer neuen Orten eine abwechslungsreiche Zeit zu ermöglichen», so Hüppi. Der Plan scheint zu funktionieren: Gut ein Drittel der Freiwilligen hilft bereits zum wiederholten Male in einem der Bergwaldprojekte mit.

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