Im Märchen trägt eigentlich das Biest den Pelz. Bei der Herbstviehschau Beatenberg und der dort abgehaltenen Miss-Beatenberg-Wahl haben die Schönen aber deutlich mehr Haare als ihre «Biester». Ueli Schmocker zeigt, wie er seine Kühe zu diesem Anlass herrichtet.

Am Samstag um 7.30 Uhr morgens liegt Beatenberg im Schatten. Noch versteckt sich die Sonne hinter den Bergen. Doch schon jetzt herrscht auf dem Hof von Familie Schmocker reger Betrieb. Das ist für eine Bauernfamilie zwar nichts Ungewöhnliches, dennoch gibt es einen besonderen Anlass. Wenige Stunden später beginnt im Dorf die Herbstviehschau.

Fünf Preise an Herbstviehschau Beatenberg
Insgesamt fünf Preise gibt es an Beatenbergs Herbstviehschau zu gewinnen. Der wichtigste Titel und die grösste Trychel gehen an die Miss Beatenberg. Jeder Beatenberger Bauer darf eine seiner Kühe in den Heuballen-Ring führen, doch laut Ueli Schmocker gibt es bei der Auswahl klare Regeln: Sie darf den Titel noch nie gewonnen haben, muss in Beatenberg geboren worden und nicht älter als vier Jahre sein. Aus den schönen Kandidatinnen darf das anwesende Publikum dann seine diesjährige Miss wählen.

Familie Schmocker konnte den Titel bereits mehrere Male einheimsen, zuletzt mit «Kenia» im Jahr 2019. Die grösste Konkurrenz sind wohl die Kühe von Hansueli und Andrea Aebersold. Die beiden gewinnen fast jedes zweite Jahr, wobei man traditionellerweise im Jahr nach einem Sieg keine Kandidatin mehr stellt. Diese Tradition wurde eingeführt, nachdem Familie Aebersold von 2008 bis 2010 in drei aufeinanderfolgenden Jahren die Miss Beatenberg nach Hause genommen hatte.


Miss Beatenberg «Iberia»?
Welche seiner Kühe Schmocker zur Misswahl am Nachmittag führt, weiss er am Samstagmorgen noch nicht. «Das entscheiden wir jeweils recht spontan auf dem Platz.» Doch eine seiner Favoritinnen ist Iberia, die das erste Mal überhaupt an einer Viehschau teilnimmt. «Was mir besonders an einer Kuh gefällt, ist die rote Farbe.» Daneben achte er auf den Euter, ein glänzendes Fell, gerade Beine, einen geraden Rücken und darauf, wie das Tier läuft.
Landwirt Ueli Schmocker erklärt, wie er seine Tiere auf den Event vorbereitet und was eine Miss Beatenberg für ihn ausmacht.
Darauf achten auch die Experten vom Bernischen Fleckviehzuchtverband, die zusätzlich die Kuh mit dem schönsten Euter (Miss Schöneuter) wählen und verkünden, welche Kuh im vergangenen Jahr den höchsten Proteingehalt in ihrer Milch hatte (Miss Protein). In diesem Jahr ist es «Pepita» von der Familie von Allmen. Zum Schluss wird unter den anwesenden Züchtern eine kleine Trychel und unter den anwesenden Gästen eine kleine Glocke verlost.

Millimeterschnitt für Winter
Die Vorbereitungen für die Viehschau laufen laut Schmocker bereits die ganze Woche. Jeden Tag wurden zwei bis fünf Kühe am ganzen Körper geschoren, sodass ihr Pelz nur noch wenige Millimeter lang ist. Das würde man im Herbst auch ohne Viehschau machen. «Wenn wir die Kühe nicht scheren, wird ihnen durch ihren dicken Pelz im Winter schnell zu warm.» Daher werden auch die Kühe geschoren, die nicht mit an die Viehschau kommen. «Eine hatte eine schwere Kalbung und eine andere hat gerade erst gestern gekalbt, darum lassen wir die beiden hier.»

Am Tag vor der Viehschau werden dann die 23 an der Viehschau teilnehmenden Kühe gewaschen und gleichzeitig der Blumenschmuck hergerichtet. Um diese ganze Arbeit zu bewältigen, haben Schmocker und seine Familie viele helfende Hände. 19 Personen von jung bis alt wuseln am Samstagmorgen über den Hof. Während Schmocker noch im Stall einige letzte Nachscherungen vornimmt, sind seine Familie und Freunde damit beschäftigt, die Identifikations-Nummern für den Wettbewerb an den Halftern zu befestigen und sie anschliessend auf den Hof zu führen. Dort wird einer nach der anderen die Trychel und der Blumenschmuck angelegt.

Mini-Alpabfahrt
Nicht nur die Kühe werden in Schale geschmissen, auch die Landwirtinnen und Landwirte tragen Edelweisshemden, «Chüehli»-Gurte und traditionelle Berner Trachten. Gerade als die ersten Sonnenstrahlen über die Gipfel auf den Hof strahlen, geht es los. Gut 45 Minuten dauert der Mini-Alpabzug von Habernhaus hinunter ins Dorf, und bereits um 9.30 Uhr muss die Truppe auf dem Wydi-Parkplatz bereitstehen.

Dort angekommen, werden die Kühe in Altersgruppen aufgeteilt und in ihrer jeweiligen Kategorie aufgereiht. Vor Ort werden nochmals einzelne neu-verdreckte Beine gewaschen. Dann nimmt ihnen das Team Schmocker die Trycheln und den Blumenschmuck wieder ab, damit bei der Bewertung nichts von den Kühen selbst ablenkt. Pünktlich um 10.00 Uhr beginnen die Experten.


Schon jetzt gibt es vereinzelt Zuschauer, doch ein Grossteil des Publikums kommt erst am Nachmittag zur Miss-Beatenberg-Wahl. Schmocker hat sich gegen «Iberia» und für «Roxy» als Kandidatin entschieden. Doch die Zuschauer entscheiden sich für «Lina» aus dem Hause Aebersold. Doch ganz leer gehen die Schmockers in diesem Jahr nicht aus. Sie nehmen dank «Rubina» die Trychel der Miss Schöneuter mit nach Hause.