Gina Krückl

Reporterin

Warum im Berner Kommunikationsmuseum keine echte Kaugummiwand mehr steht

Seit einigen Wochen hat das Kommunikationsmuseum in Bern wieder geöffnet. Doch die dortigen Ausstellungen setzten wie keine sonst auf die Interaktion mit den Besuchern. Ist dieses Konzept in der Corona-Zeit überhaupt möglich?

Im November 2019 eröffnete das Berner Museum für Kommunikation (MfK) die Ausstellung «Schweinehunde und Spielverderber – Die Ausstellung über Hemmungen». Damals konnte noch niemand den Ausbruch der Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Veränderungen unseres Alltags voraussehen.

Darum baute das MfK bei der neuen Hemmungen-Ausstellung auf die Interaktion mit seinen Mitmenschen. So sollte die Ausstellung ursprünglich aussehen:

Ein halbes Jahr später kämpft die Schweiz noch immer mit den Auswirkungen des Virus. Zwar konnte das MfK wie die meisten anderen Bildungsinstitute seine Tore mittlerweile wieder öffnen. Dennoch gibt es bei einem Besuch der Ausstellungen durch die Sicherheitsmassnahmen des Bunds nach wie vor Einschränkungen.

Vergangenen Freitag stattete ich gemeinsam mit zwei MAZ-Kolleginnen der Hemmungen-Ausstellung einen Besuch ab. Wie in jedem anderen öffentlichen Gebäude wurden wir von einem Desinfektionsmittelspender und einem Corona-Hinweisschild empfangen.

Kurz darauf trafen wir dann auf Nico Gurtner, Leiter Marketing & Kommunikation beim MfK. Er hat sich bereiterklärt uns zu erzählen, was sich durch Corona beim MfK verändert hat.

Abstand und Personenbeschränkungen

«Grundsätzlich hat sich nicht viel verändert», sagt Gurtner. Aber natürlich gäbe es gewisse Regeln um einen Sicherheitsabstand zu gewährleisten. In kleineren Räumen darf man etwa nur noch als Familie, Paar oder Einzelperson rein. «Abgesehen davon kann man die Ausstellung ganz normal besuchen.» Auf eines müssen die Gäste der Hemmungen-Ausstellung aber verzichten:

Die fehlende Kaugummiwand scheint die Besucher nicht gross zu stören. Auf unserem Weg durch die Ausstellung begegnen wir Einzelpersonen, Paaren und sogar einer Berner Schulklasse, die sich mit den anderen Hemmungsstationen beschäftigen. Gurtner zieht eine Verbindug zwischen dem Interesse an der Ausstellung und neuen Hemmung, die während der Corona-Krise enstanden sind.

Während des Lockdowns seien die Regeln klar gewesen, so Gurtner. «Mit der Lockerung kamen dann aber die Unsicherheiten. Mach ich es richtig oder nicht, was ist in welcher Situation angemessen.» Am besten passe dazu die Park-Idee, die das MfK in der Hemmungen-Ausstellung umgesetzt hat.

«Das Gelände hier ist bewusst offen gehalten», so Gurtner. Zurzeit müsse man bei öffentlichen Plätzen abwägen, welche Nähe für einen selbst, aber auch für sein Gegenüber in Ordnung ist.

«Diese Konflikte waren gerade in den ersten Wochen nach der Öffnung extrem häufig.» Und hätten dadurch bei vielen Leuten starke Hemmungen ausgelöst. Auch bei ihm selbst:

Leidet Mfk mehr unter Corona als andere Museen?

Im Gegensatz zu den meisten anderen Berner Museen sind die Interaktionen zwischen den Besuchern im MfK ein elementarer Bestandteil der Ausstellungen. Daher ist anzunehmen, dass das MfK stärker unter den Corona-Einschränkungen leidet.

Auf Anfrage berichten auch andere Berner Museen von erst langsam steigenden Besucherzahlen. Da aber alle in unterschiedlichen Zeiträumen messen, ist die folgende Grafik mit Vorischt zu geniessen.

Auch das Berner Kunstmuseum und das Zentrum Paul Klee berichten, dass sich ihre Besucherzahlen bereits wieder erholen (rund 50 Prozent und rund 85 Prozent).

Gurtner sieht das MfK gegenüber weniger interaktiven Museen nicht stärker benachteiligt: «Schlussendlich hat es uns alle ähnlich getroffen.» In anderen Museen sei es aber natürlich einfacher den Besuchern wieder ein Sicherheitsgefühl vermitteln zu können. Gerade auch, da dass Verbandskonzept auf solche weniger interaktiven Museen ausgelegt sei.

«Beispielsweise sollten wir Touchscreens nach jeder Anwendung reinigen», so Gurtner. Das sei im MfK nicht umsetzbar. «Bei uns würde das bedeuten, dass jeder Gast von einer Putzkraft begleitet werden müsste.»

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