Seit Anfang Jahr steigt der Preis für Holz kontinuierlich. Das beunruhigt besonders Firmen, die sich auf den Bau mit dem Naturmaterial spezialisiert haben. Peter Wyler von der Brienzer Wyler Holzbau AG erklärt, wie sein Betrieb mit der Kurssteigerung und der damit einhergehenden Holzknappheit umgeht und welchen positiven Effekt sie dennoch haben könnte.

Mit Holz zu bauen, liegt im Trend. Nicht nur aus optischen, sondern auch aus ökologischen Gründen greifen immer mehr Bauherren bei der Wahl des Baumaterials auf Holz zurück. Doch aktuell müssen sie dafür tief in die Taschen greifen, denn der Preis für das Natur-Baumaterial ist so hoch wie noch nie.

«Bereits Ende letzten Jahres ist der Holzpreis leicht angestiegen, Anfang 2020 ist er dann aber regelrecht explodiert», sagt Peter Wyler, Geschäftsführer der Wyler Holzbau AG und Konzept Wyler AG in Brienz. Innerhalb von nicht mal einem Monat hätten sich etwa die Preise für Konstruktionsholz um fast 30 Prozent erhöht. «Bei der Plattenware war es teilweise sogar noch mehr.»

Noch im Oktober hätten sie pro Kubikmeter verleimtes Bauholz zwischen 450 und 600 Franken bezahlt, so Wyler. «Heute zahlen wir 900 bis 1000 Franken.» Dadurch wären die Kosten für den Bau, je nachdem, wie viel Holz man verwenden will, drastisch gestiegen. «Bei einem Einfamilienhaus, bei dem wir die oberen zwei Stockwerke aus Holz bauen, brauchen wir rund 30 bis 40 Kubikmeter Holz.» Durch die Preissteigerung mussten sie so gleich über 20’000 Franken mehr ins Budget einplanen. Da überlegt man es sich zweimal, ob man sein Haus aus Holz bauen will.

Doch mit Projekt-Absagen rechnet Wyler nicht: «Ich denke, wenn sich jemand für den Bau eines Holzhauses entscheidet, baut er auch ein Holzhaus, auch wenn es mehr kostet.» Als Unternehmer müsse er versuchen, seinen Kunden entgegenzukommen. Etwa versucht er bei den laufenden Projekten die Auswirkungen des gestiegenen Holzpreises abzufedern. «Eine Option ist es unter anderem, die Konstruktion schlanker zu machen, damit wir weniger Holz benötigen.»

Dennoch wird der plötzliche Anstieg für Holzbau-Betriebe zum Problem. «Wenn wir beispielsweise mit einem Projekt im Juli begonnen und einen Pauschalpreis ausgehandelt haben, sinken natürlich bei dem aktuellen Holzpreis unsere Einnahmen», so Wyler. Im schlimmsten Fall mache er mit einem Projekt sogar Verluste. «Dann kann ich nur an die Kulanz des Bauherrn appellieren.»
Peter Wyler erklärt, wie sein Betrieb mit dem gestiegenen Holzpreis umgeht.
Globaler Trend sorgt für Anstieg
Laut Wyler gibt es für diesen starken Kursanstieg mehrere Gründe: Zum einen liege es am globalen Trend, mit Holz zu bauen selbst. «Die letzten Jahre ist die Nachfrage stark gewachsen, was natürlich auch den Preis steigen lässt.» Seit der ehemalige US-Präsident Donald Trump zu Beginn seiner Präsidentenkarriere Strafzölle auf kanadisches Bauholz erlassen hatte, sei die Nachfrage auf dem europäischen Holzmarkt noch stärker gestiegen, wobei das Angebot mehr oder weniger unverändert geblieben sei.

Bei einem zu kleinen Angebot gilt: Wer mehr zahlt, bekommt das Holz. «Im Moment sind das die Amerikaner und Chinesen», so Wyler. Dadurch hätte man in Europa und natürlich auch der Schweiz weniger Holz fürs Bauen zur Verfügung, was den Preis wiederum steigen lasse. «Profitieren tut im Moment gar niemand von der Geschichte.»

Lieferengpässe machen das Leben schwer
Der steigende Holzpreis sei aktuell aber nur das eine Problem, so Wyler. «Im Moment kämpfen wir vor allem gegen Lieferengpässe.» Bis Herbst letzten Jahres hätten sie Holz bestellen können und es innerhalb von drei bis vier Wochen erhalten. «Heute warten wir je nach Produkt bis zu 20 Wochen, was die Projekt-Planung immens erschwert.»

Nebst dem Holz sind laut Wyler mittlerweile auch andere Materialien betroffen. «Der Preis für Isolationen ist ebenfalls deutlich gestiegen, und auch der Metallpreis zieht langsam an.» Schuld daran sei die Pandemie. In dieser Zeit hätten viele Länder ihre Produktion zurückgeschraubt. «Und jetzt, wo alles wieder hochgefahren wird, fehlen die Baumaterialien.» Und ohne Baumaterialien können die Betriebe nicht arbeiten. «Bereits jetzt mussten einige Firmen Kurzarbeit anmelden, weil sie ihre Leute ohne Material nicht beschäftigen können.»

Die Sonnenseite der Nachfrage
Im Gegensatz zu den Lieferengpässen ist der gestiegene Holzpreis aber nicht nur schlecht. Laut Wyler könnten insbesondere die Schweizer Waldbesitzer davon profitieren. «In der Schweiz haben wir etwa 30 Prozent Waldanteil, von dem wir aber nur wenig holzen, weil es auf dem überwiegend schwierigen Gelände sehr teuer wäre.» Das würde sich bei dem bisher so tiefen Holzpreis nicht lohnen. Jetzt schon. «Wenn die Waldbesitzer das jetzt schnell genug aufgleisen und das Holz nicht ins Ausland verkaufen, könnten nicht nur sie, sondern die ganze Schweizer Holz-Industrie und natürlich auch wir davon profitieren.»

Dennoch hofft Wyler, dass sich der Holzpreis bald wieder im normalen Bereich einpendelt. «Dieser Prozess wird sicher länger als zwei, drei Monate dauern, besonders da vielerorts im Sommer kein Holz geschlagen wird, aber bis Ende Jahr wäre es realistisch.» Dann wäre der Holzpreis vermutlich wieder im alten Bereich. «Vielleicht auch schon früher, wenn sich die USA mit den Kanadiern einigen.»