Gina Krückl

Reporterin

Papa Papillon räumt auf

Vor nicht allzu langer Zeit traf ich den Herrn der Schmetterlinge und liess mir von ihm seine Zuchtanlage in Bern Bümpliz zeigen. Bei der Gelegenheit räumt er auch gleich mit ein paar sich hartnäckig haltenden Schmetterlings-Legenden auf.

Papa Papillon züchtet seit über 20 Jahren Schmetterlinge.
Schmetterlinge kann man züchten

Der Begriff Schmetterlings-Zucht ist an sich falsch, da es bedeuten würde, dass man Schmetterlingsarten kreuzt, um sie zu veredeln. Dies ist aber nicht möglich. Schmetterlinge paaren sich nicht mit anderen Arten, und selbst wenn sie es tun würden, würde daraus ein Hybriden-Nachwuchs entstehen, der unfruchtbar ist. Die Schmetterlingsarten, die wir haben, gibt es bereits seit Dinosaurier-Zeiten.

Papa Papillons Zucht hat in ihrer direkten Wirkung nur einen geringen Einfluss auf das Artensterben.
Schmetterlings-Zucht hilft beim Arterhalt

Diese Aussage ist so halb richtig. Egal, wie viele Schmetterlinge es dank Züchtern wie Papa Papillon pro Jahr mehr gibt, die Zucht hat in ihrer direkten Wirkung nur einen geringen Einfluss auf das Artensterben. Dennoch: Papa Papillons Arbeit ist wichtig, denn das ist bester Anschauungsunterricht über eine bedrohte Tierart, die wir wieder in unsere Gärten zurückholen können.

Der Lebenszyklus der Schwalbenschwänze ist deutlich komplexer, als man vermuten würde.
Schmetterlinge haben eine kurze Lebensdauer

Im Vergleich mit dem Menschen mag diese Aussage wohl stimmen, genauer betrachtet, ist der Lebenszyklus von etwa den Schwalbenschwänzen aber deutlich komplexer. Die ersten Falter eines Jahres schlüpfen meist im April oder Mai. Da es dann noch zu wenig Blumen gibt, leben die Schmetterlinge nur etwa zehn Tage. Gerade lange genug, um sich zu paaren und Eier zu legen. Die zweite Generation des Jahres schlüpft etwa im Juli und lebt oft bis zur ersten Frostnacht. Ist es in besagtem Jahr genug warm und trocken, gibt es eine dritte Generation, die im Puppenstadium überwintert und dann im Frühling wieder schlüpft.

Die Kokons der Schwalbenschwänze und auch vieler anderer Schmetterlings-Arten sind robust und frostsicher.
Tod durch Frost

Schmetterlinge sterben zwar spätestens bei einbrechenden Temperaturen, das liegt aber vor allem daran, dass sie keine Nektarpflanzen mehr finden. Die Raupen verpuppen sich im Herbst und überwintern, teilweise in einem robusten Kokon. Sie sind frostsicher. Doch sobald sie ansteigende Temperaturen spüren, schlüpfen die Falter. Deswegen sollte man Schmetterlings-Puppen im Winter nicht mit ins Haus nehmen, sondern immer an einem kalten Ort überwintern lassen. Sonst ergeht es ihnen wie ihren Eltern. Nur dass sie noch keine Chance hatten, sich fortzupflanzen.

Bücher haben nicht immer recht.
Tod durch Anfassen

«Darf man einen Schmetterling an den Flügeln berühren? Keinesfalls! Denn auf den Flügeln ist Staub. Und wenn der weg ist, können die armen Sommervögel nicht mehr fliegen.» So steht es in vielen Büchern, die Schulleute erzählen es und die Eltern auch. «Das ist aber Schwachsinn», meint Papa Papillon. Auf den Flügeln sind kleine Schuppen, die eingedrückt werden könnten, wenn wir sie berühren. Darum tun wir es nicht. Viele Falter verlieren in ihren Leben immer wieder Schuppen, zum Beispiel die Männchen, wenn sie um ein Weibchen kämpfen. Wanderfalter haben am Ende ihres Lebens oft fast gar keine Schuppen mehr. Sie fliegen trotzdem.

Der Gewürzfenchel ist eine der Lieblingspflanzen vom Schwalbenschwanz und einigen anderen Schmetterlingsarten, weswegen Papa Papillon ihn grossflächig in seinem Teil des Gartens anbaut.
Blumen pflanzen ist das Beste

Ja, Schmetterlinge flattern von Blume zu Blume, um vom Nektar zu naschen. Doch das Erste, was ein Schmetterling nach dem Schlüpfen macht, ist sich einen Partner für die Fortpflanzung zu suchen. Dazu braucht ein Schmetterling keine neue Nahrung. Er lebt noch von dem, was er als Raupe zu sich genommen hat. Viel nützlicher ist es, wenn man den Weibchen Futterpflanzen für die Eiablage zur Verfügung stellt. Etwa beim Schwalbenschwanz sind das Rüebli, Fenchel, Dill oder Weinraute. Zwei bis drei Pflanzen irgendwo an einem sonnigen Ort im Garten oder auf dem Balkon in einem Topf einpflanzen, und schon hat man einige Dutzend Raupen sehr glücklich gemacht. Ganz gemäss Papa Papillons Motto: «Wer Schmetterlinge liebt, muss Raupen mögen.»

Bunte Kleidung birgt Verwechslungsrisiko

Schmetterlinge können weder gut sehen noch hören. Ihr am stärksten ausgeprägter Sinn ist der Geruchssinn. Wenn also ein Schmetterling über längere Zeit bei ihnen bleibt und über ihre Haut krabbelt, ist es sehr wahrscheinlich, dass er einfach Durst hat. Und sie etwas verschwitzt sind. Die durch die Haut ausgeschiedenen Salze und andere Mineralien sind für Schmetterlinge sehr nahrhaft, deswegen trinken sie den Schweiss gerne direkt aus unseren Poren.

Der Schwalbenschwanz kann sich unterschiedlichsten Lebensräumen anpassen.
Schmetterlinge sind Wiesentiere

Schmetterlinge gibt es in fast allen Klimazonen. Während einige Arten einen sehr spezifischen Lebensraum benötigen, sind andere da deutlich flexibler. Auch in der Schweiz lebt ein Grossteil der einheimischen Arten auf der Wiese, doch auch hier gibt es nicht wenige Ausreisser. Beispiel Schwalbenschwanz: Er kann sich unterschiedlichsten Lebensräumen anpassen. So gibt es eine Unterart an der portugiesischen Küste, die dank kräftiger Flügel in der Meeresbrise herumfliegen kann. Hoch oben in den Alpen finden wir jene mit dichtem Pelz, die vom Gletscherwasser trinken. Dies im Gegensatz zu ihren Artgenossen im Seeland oder in der Ostschweiz, die eher mit nacktem Bauch auftreten.

Nicht alle Raupen sind so niedlich wie die Schwalbenschwanz-Raupe.
Haarige Raupen sind gefährlich

Es gibt ganz wenige Raupen mit sogenannten Brennhaaren, die auf unserer Haut eine allergische Reaktion auslösen können. Die sollte man nicht anfassen. Die meisten haarigen Raupen sind aber ungefährlich. Etwa die Raupe des Braunen Bärs, die von Papa Papillon gerne bei Schulbesuchen mitgenommen wird. So können sie die Kinder von ganz nahe betrachten. Kann man eine auf dem Trottoir gefundene, haarige Raupe allerdings nicht eindeutig einer ungefährlichen Art zuordnen, geht man lieber auf Nummer sicher und transportiert sie auf einem Blatt oder Stöckchen zur nächsten Wiese.

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