2019 gab es technische Probleme, 2020 kam die Pandemie dazwischen: Diese Woche findet erstmals seit 2018 wieder das traditionelle Fliegerschiessen der Schweizer Luftwaffe auf der Ebenfluh statt. Worum es dabei eigentlich geht, erzählt Peter Merz, Kommandant der Luftwaffe.

Seit dem Zweiten Weltkrieg dient das Gelände Axalp-Ebenfluh dem Schweizer Militär als Übungsplatz der Luftwaffe. Zunächst waren bei den Flugvorführungen lediglich die militärische Führung, Politiker und andere geladene Gäste zugegen, doch ab den 80er-Jahren zog es immer mehr Menschen auf die Axalp. Heute ist das Fliegerschiessen ein Anlass, zu dem jedes Jahr Tausende Menschen aus aller Welt ins Oberland pilgern.


2019 wurde der traditionelle Event abgesagt, weil Risse an Landeklappen der F/A-18C/D Hornet entdeckt worden waren, 2020 wurde es durch das allseits unbeliebte Covid-Virus verhindert. Diese Woche findet es nun erstmals seit 2018 wieder statt. Und der Mittwoch, der erste von insgesamt zwei Tagen, bot perfekte Bedingungen. Das freut besonders Luftwaffen-Kommandant Peter Merz.


Was bekommt man bei der Axalp 2021 zu sehen?
Peter Merz: Wir zeigen zum Beispiel mit zwei Super-Puma-Helikoptern, wie sie Feuer löschen. Zwar gab es kein Feuer, aber man kann sehen, wie sie mit grossen, mit rund zweieinhalb Tonnen Wasser gefüllten Säcken – sogenannten Bumbi Buckets – daherfliegen und es auf ein fiktives Feuer fallen lassen. Das haben wir dieses Jahr in Griechenland im Kampf gegen Waldbrände gemacht.

Etwas anderes wäre der Luftpolizei-Dienst. Wir machen wie die Polizei am Boden denselben Dienst in der Luft und sorgen für Ordnung im Schweizer Luftraum. Wir helfen und intervenieren, wenn es das braucht. Das zeigen wir hier mit einem simulierten Flugzeug, das wir abgefangen und an den Boden geführt haben.


Foto: Keystone, Anthony Anex
Kommt so etwas denn häufig vor?
Der Luftpolizei-Dienst, bei dem wir kontrollieren und zeigen: «Hier ist die Schweiz, hier hat es einen Luftraum, in dem jemand für Ordnung schaut.» Das findet praktisch jeden Tag statt. Etwa 350 bis 400 Mal im Jahr. Einen richtigen Notfall gibt es etwa 20 bis 40 Mal pro Jahr.
Peter Merz, der Kommandant der Schweizer Luftwaffe, erklärt, wieso die Armee die Flugvorführung abhält und was daran so speziell ist.
Was ist der Zweck des Fliegerschiessens?
Der Zweck ist, dass wir der Öffentlichkeit einen Einblick geben in das, was wir jeden Tag mit der Luftwaffe machen. Die Leute um die Flugplätze sehen die Flieger einfach nur starten, und irgendwann kommen sie wieder zurück. Aber was die Flieger in der Luft machen, weiss man nicht. Bei den Flugvorführungen auf der Axalp haben wir die Gelegenheit, in einigen Bereichen wie Helikopter und Jet gewisse Aspekte zu zeigen, was wir wirklich machen.


Wieso macht man diese Vorführung auf der Axalp?
Der Ort ist natürlich einmalig. Allein von der Kulisse her, aber auch von der Möglichkeit, dass die Leute auf 2200 Meter über Meer kommen und praktisch auf die Flieger hinunterschauen können. Die Flieger können sich so durch die Berge bewegen, dass man sie eigentlich immer irgendwo um sich herum sieht und so einen optimalen Einblick in die Darbietung dieser Flugzeuge hat.
Einige Teile dieser Darbietung, wie etwa, wenn zwei Piloten nur knapp aneinander vorbeifliegen, sehen recht waghalsig aus. Wie gefährlich ist sowas wirklich?
Diese Flüge sind überhaupt nicht gefährlich. Es sind alles trainierte Besatzungen, und alle ihre Vorführungen wurden zuvor von einem Komitee abgenommen, das beurteilt, ob alle Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden. Da geht es um die Abstände von den Flugzeugen untereinander, aber auch um den Abstand der Flugzeuge zum Gelände.

Foto: Keystone, Anthony Anex
Für die Vorführung wird es natürlich extra so ins Gelände gelegt, dass es für die Zuschauer spektakulär aussieht. Aber es sieht spektakulärer aus, als es wirklich ist. Sicherheit liegt mir am Herzen. Wir machen nichts, was unsicher ist, und nehmen kein Risiko in Kauf.
Zu der Flugvorführung gehört ja auch das Abfeuern von Munition. Können Sie sagen, wie viel davon am heutigen Mittwoch verschossen wurde?
Jedes Flugzeug hat 578 Schüsse 20-Millimeter-Munition geladen und diese verschossen. Das sind also rund 2000 Schuss.

Und was passiert nach dem Fliegerschiessen mit der Munition?
Es ist keine Kriegsmunition, die explodiert, wenn sie aufschlägt. Im Prinzip kann man sagen, das ist einfach Metall, das durch die Luft fliegt und dann auf dem Boden liegen bleibt. Wir haben ein sogenanntes Gebirgs-Detachement, das regelmässig auf diesen Schiessplätzen aufräumt. Sie heben alles von Hand auf und bringen es dann wieder zurück. Gemäss der Untersuchungen, die wir auf diesen Schiessplätzen gemacht haben, besteht durch die Munition keine ökologische Gefahr.

Wie viel kostet eine solche Flugvorführung?
Einen genauen Franken-Betrag kann ich leider nicht sagen. Was ich aber sagen kann, ist, dass die Piloten auch sonst fliegen würden. Sei es im Einsatz oder im Training. Es gibt hier also keinen Zusatz-Aufwand.

