In einem kleinen Ladenlokal designt und näht Alicia Schär Lingerie mit verschiedenen Farben und Mustern – aber immer fröhlich. Mit ihrem ganz eigenen Stil und viel Liebe fürs Detail stellt sie so BHs, Slips, Negligés und Co. her.

Wer regelmässig durch Bönigen fährt, dem ist das Atelier Schär an der Hauptstrasse, direkt hinter dem Kreisel beim Dorfmuseum in Richtung Jungfraupark, vermutlich schon mal aufgefallen. Hinter zwei grossen Schaufenstern präsentieren sich Dessous in verschiedenen Grössen und Formen.

Die hier ausgestellten BHs, Slips, und Negligees sind etwas Besonderes – nicht nur aufgrund der fröhlichen Farben und Muster. Jedes Stück wird hier von Hand gefertigt. Wer Glück hat, kann beim Vorbeigehen sogar die Designerin Alicia Schär beim Arbeiten im linken Schaufenster beobachten.
Schär stammt ursprünglich aus dem Kanton Luzern, lebt aber bereits seit 15 Jahren in Bönigen. Vor zwei Jahren hat sie sich mit ihrem eigenen Atelier selbstständig gemacht. Angefangen hat die Idee mit einem Kurs: «Ich wollte lernen, wie ich einen BH nähen kann – der Rest hat sich dann ergeben.» Eigentlich ist Schär ausgebildete Herrenschneiderin, auf dem Beruf habe sie aber nie gearbeitet.

«Ich habe zwar regelmässig für meine Familie genäht, aber erst durch den Kurs bin ich wieder richtig ins Nähen eingestiegen.» Auf das Endprodukt des Kurses sei sie darum auch sehr stolz. Das Set, bestehend aus BH und Slip, hängt im Schaufenster – und da wird es gemäss des mit einem «Nicht zu verkaufen»-Schilds auch in Zukunft bleiben.

Für diesen ersten BH, den Schär selbst gefertigt hatte, brauchte sie rund zehn Stunden. Mittlerweile seien aber so viele BHs von der Nähmaschine «gehüpft», dass sich der Herstellungsprozess deutlich verkürzt habe. «Je nach Modell brauche ich heute zwischen drei und fünf Stunden für einen BH.» Das sei aber die reine Arbeitszeit.


Möchte eine neue Kundin einen BH, macht Schär mit dieser zunächst ausserhalb der Öffnungszeiten einen Termin. «Damit ich mir wirklich Zeit für sie nehmen und sie kennenlernen kann.» Nur so könne sie wirklich auf die Wünsche der Kundinnen eingehen und so die bestmögliche Variante zeigen. «Ich kann aber nicht jede Frau glücklich machen.»

Sie gebe zwar immer ihr Bestes, wolle aber weder sich noch die Kundinnen verbiegen. «Mein Stil ist einzigartig und ich möchte nicht zu stark davon abweichen, obwohl ich natürlich auf Wünsche meiner Kundinnen eingehe.» Nicht selten übernehme sie die Ideen sogar für eine neue Kollektion.

Doch in Schärs Atelier kommen nicht nur Frauen, immer wieder gäbe es auch männliche Kundschaft. «Die holen meist einen Gutschein als Geschenk für ihre Frauen.» Sie fände das eine sehr schöne Idee, denn einfach irgendetwas kaufen, «könne jeder».

So erzählt Schär von einem Mann, der für seiner Frau einen BH auf den Hochzeitstag schenken wollte, weil diese aufgrund ihrer schwierigen Grösse seit Jahren keinen passenden mehr gefunden habe. «Die Frau hat sich so wahnsinnig gefreut, als er fertig war.» Solche Geschichten gäbe es viele. «Und genau das ist das schönste an meinem Job.»