Gina Krückl

Reporterin

Thun – die neue Hip-Hop-Metropole?

Battles, Beatbox, Breakdance. Das und noch viel mehr konnte man am Samstag beim «Jam On The Yard» in der Thuner Stadthalle entdecken. Jung und Alt zelebrierten unter dem löchrigen Deckmantel einer Schüleraufführung die Kultur und Seele des Hip-Hop.

Vor dem Showteil des «Jam On The Yard» wurde der beste Tänzer – Cypher King/Queen – auserkoren.

New York – oder besser gesagt dessen Stadtteil Bronx – ist bekannt als das Epizentrum und die Metropole des Hip-Hops. Doch nach dem Wochenende muss man dieses Wissen vielleicht überdenken. Spass beiseite: Am Samstag fand mitten in Thun der erste «Jam On The Yard» statt, ein Kultur-Event mit Battles, Beatbox, Breakdance und vielem mehr, was das Hip-Hop-Herz begehrt. Organisiert wurde das ganze durch das vierköpfige «The Yard»-Team – einem Team aus mehrmaligen Schweizer Meistern im Breaking und ehemalige Mitgliedern der weltbekannten New Yorker Rock Steady Crew – bestehend aus Dominik Graf, Aaron Lannutti, Jessica «Jazzy Jes» Rieben und Micheal «Ez Mike» Zurflüh.

Doch nur einer kann gewinnen. Der Cypher King des «Jam On The Yard 2022» ist Beni «B» Fischer aus Winterthur.
Mehr als Schule

Von aussen betrachtet ist «The Yard» schlicht eine Tanzschule und «Jam On The Yard» schlicht eine Schüleraufführung. Doch gemäss Jessica «Jazzy Jes» Rieben steckt dahinter noch so einiges mehr. «Uns geht es darum, die Hip-Hop-Kultur als Ganzes zu vermitteln.» Etwa zeigte nicht nur die knapp 80-köpfige Schülerschaft, sondern auch einige vom «The Yard»-Team eingeladene Profis ihr Können. «Die Auftritte der Alten soll die Jungen inspirieren und zum Weitermachen anspornen.»

Wie bei jedem anderen Sport entspricht «alt» auch in der Hip-Hop-Szene nicht den üblichen Parametern. Mit ihren knapp 34 Jahren ist Rieben der Kategorie «jung» schon längstens entsprungen, zum alten Eisen gehört sie deswegen aber noch lange nicht. Während man bei vielen anderen Sportarten in ihrem Alter zumindest als Profi langsam ans Aufhören denken muss, sieht Rieben diesen Schritt – wenn überhaupt – noch weit in der Ferne. Und befindet sich damit in guter Gesellschaft.

Auch das Sprayen ist Teil der Hip-Hop-Kultur.
Einige Künstler griffen aber nicht nur zur Spraydose.
Rüstige Hip-Hopper

Laut Rieben gibt es in der Szene «noch so einige» 50- bis 60-Jährige, die auch bei den Jungspunden locker mithalten können. «Man hüpft sicher nicht mehr ganz so spritzig herum wie ein Reh.» Aber mit dem Alter steige auch die Erfahrung und das Verständnis für den eigenen Körper – was er kann und nicht kann. «Wenn man Hip-Hop im Herzen trägt, ist alles möglich.»

Das Sprayen zu beherrschen, benötigt nicht nur Talent, sondern auch viel Übung.
Am «Jam On The Yard» durfte sich jeder mal am Sprayen versuchen.

Mit dem Gedanken ans Alter müssen sich die meisten der Schülerinnen und Schüler noch lange nicht herumschlagen. Die Jüngsten von ihnen sind gerade einmal fünf Jahre alt. Laut Rieben ist es für viele der Schülerinnen und Schüler der erste richtige Auftritt auf einer Bühne. Umso positiver fällt ihr Fazit aus: «Es ist ein wirklich heisser Tag, und ich freue mich, dass trotzdem so viele Leute gekommen sind.»

Der «Jam On The Yard 2022» war der erste derartige Event in Thun, aber sicher nicht der letzte.

Keine Überraschung also, dass Rieben dem Event einen eindeutigen Wiederholungsbedarf attestiert. «Vielleicht nicht gerade jedes Jahr, denn der Aufwand, mit jeder einzelnen Schüler-Gruppe eine eigene Show einzustudieren, ist enorm.» Im kommenden Jahr werde es darum vermutlich «nur» ein Battle geben. «Den nächsten ‚Jam On The Yard‘ gibt es voraussichtlich 2024.»

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