14 Monate wurde das Gebäude umgebaut und restauriert, nun hat sich die Mühe ausgezahlt. In kleiner Runde wurde am Montag der begehrte Icomos-Preis überreicht. Die Ehrengäste Pächter Roger Lehmann, Architektin Anna Suter und Stadtpräsident Raphael Lanz bedankten sich und erzählten jeder aus eigener Perspektive von den letzten Jahren.

Am Montag hat die Icomos Suisse zum 25. Mal in Folge die Auszeichnungen «Das historische Restaurant/Hotel des Jahres» vergeben. Daneben erhielt die «Genossenschaft Baseltor» aus Solothurn einen Spezialpreis für ihren 40-jährigen Einsatz für das dortige Stadtzentrum. Die Hauptpreise gingen in diesem Jahr ans Lausanner Restaurant «La Bavaria» sowie ans Oberländer «Schloss Schadau».

In eben jenem Thuner Hotel fand nun die Preisverleihung statt – oder zumindest ein Teil davon. Die sonst übliche Veranstaltung konnte aufgrund der aktuellen Situation nicht stattfinden, weshalb die anderen Gewinner per Zoom zu der Pressekonferenz in Thun eingeschalten wurden. Nach der Ehrung wurde die Verbindung getrennt und die Verantwortlichen wie etwa Gastgeber Roger Lehmann, Architektin Anna Suter und Stadtrat Raphael Lanz kamen zu Wort.

1846 liess der Neuenburger Bankier Denis Alfred de Rougemont das Schloss Schadau als private Sommerresidenz erbauen. Als eines der bedeutendsten Werke des romantischen Historismus in der Schweiz ist es ein Kulturgut von nationaler Bedeutung. Vermutlich einer der Gründe, warum sich die Stadt Thun 1925 dazu entschloss, das Schloss und den umliegenden Park zu kaufen. Seither wurde das Erdgeschoss als Restaurant verpachtet.

Dann aber entschloss sich die Stadt, das Schloss aufwändig restaurieren zu lassen. 14 Monate lang machten sich Experten an den Böden, Wänden und der Ausstattung zu schaffen, alles unter der Leitung der Architektin Anna Suter.

«Wir wollten nicht ein Schlosshotel erschaffen, in dem man vor historischer Kulisse schlafen und dinieren kann», sagt Suter bei ihrer Ansprache. Sie hätten mehr gewollt. «Wir wollten aus diesem früheren Wohnhaus einen Ort machen, in dem die Gäste das Ambiente der 1860er-Jahre und den Luxus der Familie Rougemont spüren.» Dies sei aber von Anfang an ein sehr ambitioniertes Vorhaben gewesen. «Wir mussten alle rollenübergreifend zusammenarbeiten – da wurde ich zur Denkmalpflegerin und Herr Lehmann kriegte einen Chrash-Kurs in Architektur.»

Besonders da das Schloss «eine richtige Wundertüte» sei. So hätten sie bei den Arbeiten beispielsweise Balken entdeckt, wo sie in der Planung keine vermutet hätten, und anderorts hätten sie ein Kabinett gefunden, dass auf keinem der Baupläne eingezeichnet gewesen sei. «Dies ist nur möglich gewesen, da die Stadt mir und den Restauratoren so viel Vertrauen entgegenbrachte und uns weitgehend freie Hand liess.»

Seit Juni vergangenen Jahres wird das Schloss von der Solbad Gastronomie AG betrieben. Seither führt deren Mitinhaber Roger Lehmann den Betrieb: «Als die Stadt in der Vorplanung nach einem Pächter gesucht hat, haben wir uns mit unserem Konzept dafür beworben.» Offensichtlich mit Erfolg. Bis dahin sei es aber ein sehr langwieriger Prozess gewesen, so Lehmann. «Es gab mehrere Bewerbungsstufen, bis wir uns dann mit zwei anderen Kandidaten vor dem Gremium im Thuner Rathaus vorstellen durften.»

Nun habe sich ihre Hartnäckigkeit aber ausgezahlt. «Die Icomos-Auszeichung hat uns nun bestätigt, dass unser Konzept historisch und architektonisch stimmt und alle Beteiligten, natürlich auch ich, haben sich sehr darüber gefreut», so Lehmann. Die Idee sich zu bewerben stehe schon länger im Raum. «Wir konnten die Auszeichnung bereits 2007 mit einem Basler Betrieb ergattern, darum dachten wir uns, warum es nicht auch mit dem Schloss Schadau versuchen.» Beim Schreiben des Dossiers hätte dann aber Architektin Anna Suter den Lead übernommen.
In unter einer Stunde war das ganze Spektakel vorbei. Aus Sicherheitsgründen wurde auch der Apéro riche nicht wie üblich im Buffet angeboten, sondern den geladenen Gästen zum Tisch gebracht. Dank Köstlichkeiten wie Tartar und Trüffelravioli wird sich wohl aber keiner darüber beschweren.
Was ist das für eine Auszeichnung?
Die Auszeichnung «Das historische Restaurant/Hotel des Jahres», mit der alljährlich gastgewerbliche Betriebe, für die Erhaltung und Pflege historischer Bausubstanz gewürdigt werden, ist bereits zum 25. Mal in Folge verliehen worden. Sie wird getragen von Icomos Suisse in Zusammenarbeit mit GastroSuisse, HotellerieSuisse und Schweiz Tourismus.

Eine Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten von Denkmalpflege, Architektur, Geschichte, Hotellerie und Restauration, kürt die Preisträger aufgrund der eingereichten Bewerbungen und nach Besuchen vor Ort. Die Auszeichnung wird jeweils im Herbst für das Folgejahr verliehen.
Icomos ist der internationale Rat für Denkmäler und historische Stätten mit Sitz in Paris. Er wurde 1965 als Unterorganisation der Unesco in Warschau gegründet. Die Gründung der nationalen Landesgruppe Icomos Suisse erfolgte 1966 in Chur.

Ziel der Landesgruppe Icomos Suisse ist die kontinuierliche Förderung und Bereitstellung hierzu notwendiger gültiger Standards sowie deren Vermittlung. Zudem unterstützt sie das Bundesamt für Kultur bei der Bewertung und Begutachtung der schweizerischen Welterbestätten zu Händen der Unesco.