Seit acht Jahren ist Röschu Rutschi bei der Security am Weltcup, so «trist» hätte er diesen aber noch nie erlebt. Darum verschiebe sich ihre Aufgabe in diesem Jahr – statt Partygänger vor sich selber, schützen die Broncos in diesem Jahr primär die Gesundheit der Athleten.

Es ist kurz nach 16 Uhr am Samstag des FIS-Weltcup Adelboden 2021. Die Sonne ist bereits hinter einem der umliegenden Berge verschwunden. Zwar ist es aktuell noch hell, langsam aber sicher wird es dunkel im Weltcup-Dorf. Der letzte Athlet ist bereits vor über einer Stunde die Piste des Chuenisbärgeli heruntergebrettert. Das wäre normalerweise der Startschuss für den eigentlichen Grund eines Grossteils der normalerweise rund 35’000 Fans, die jedes Jahr nach Adelboden pilgern: Der Skizirkus.

Der Parkplatz neben dem Festgelände ist normalerweise komplett überfüllt.
Zwar wird in Adelboden den ganzen Tag gefeiert und die Skifahrer bejubelt, doch nach Ende des zweiten Laufs beginnt die Party erst richtig. Zehntausende strömen vom Zielhang in die Strassen Adelbodens und drängen sich in Bars, Restaurants sowie natürlich die Festzelte. Normalerweise denkt hier um diese Zeit niemand ans Nachhausegehen. Und normalerweise sichern rund 80 Security-Leute bei 114 Dienstantritten verteilt über den Tag das Festgelände, um für die Sicherheit der Gäste zu sorgen.
Bei Blaulicht rückwärts in der Ambulanz
Einer davon ist Röschu Rutschi, stellvertretender Geschäftsleiter der Broncos Security AG und seit 2009 am Weltcup in Adelboden im Einsatz. In dieser Zeit hat der 41-Jährige schon so einiges erlebt. Das prägendste Erlebnis sei dabei eine Mitfahrt bei der Ambulanz gewesen. «Ich durfte den Transport eines renitenten Partygänger ins Spital Frutigen begleiten.» So weit, so üblich – doch die Rückfahrt ist ihm bis heute geblieben: «Ich sass für die Rückfahrt mit Blaulicht zurück nach Adelboden rückwärts hinten drin. Als sie oben die Türen aufgemacht haben, war mir so schlecht, dass ich beim Aussteigen zweimal fast hingefallen bin.»
Doch nicht in diesem Jahr. Keine Zehntausende, sondern nur eine Handvoll Mitarbeiter des OK-Teams tummelt sich um diese Zeit noch im Weltcup-Dorf und räumt die letzten Reste des samstäglichen Rennens auf. Es herrscht Aufbruchsstimmung – auch bei den Security. «Um 17 Uhr machen wir hier Feierabend», so Rutschi. Die Broncos gehen, dafür kommt die Berner Hunde Security zum Einsatz. «Sie patrouillieren während der Nacht und sorgen dafür, dass die Sicherheitsvorschriften bis am Morgen eingehalten werden und kein Equipment geklaut wird. Dann übernehmen wir wieder.»

«Leider ist es ein sehr tristes Jahr», so Rutschi. In diesem Jahr ist mit 14 Männern und Frauen nur ein Bruchteil des normalen Teams vor Ort – mit einer komplett anderen Aufgabe. «Unsere primäre Aufgabe dieses Jahr ist es, die lokale Organisation bei der Umsetzung der Covid 19 Schutzmassnahmen zu unterstützen, damit jeder das Schutzkonzept einhält.» Demnach darf es keine Menschenansammlungen, aber auch keine Übertretungen zwischen den verschiedenen Gruppen – Sportlerteams, Helfer und Medien – geben. «Wir müssen sicherstellen, dass die Athleten geschützt in ihrer Bubble sind, damit sie nachher gesund an den nächsten Weltcup weiterkönnen.»

Dieses Jahr sei es halt mal etwas anderes, so Rutschi. «Aber wir müssen die Chance dahinter sehen und nicht das Risiko.» Dennoch würde er sich für das nächstes Jahr wieder mehr Leute wünschen. «Unbedingt.»